Was kommt zusammen, wenn jemand ein relativ einfach
gestaltetes Portal ins WWW stellt und die Besucher auffordert,
"das Wissen unserer Zeit zusammenzutragen"? Über 500.000
Artikel in dreieinhalb Jahren. Darunter ca. 272.000
englischsprachige und 92.000 deutschsprachige Artikel
(Vergleich: der 20-bändige große Brockhaus hat 260.000 Einträge).
In über 70 Sprachen existieren Ableger des ursprünglich englischsprachigen
Projekts www.wikipedia.org. Auch Sprachen wie Gälisch und
Latein und selbst Plattdeutsch haben eine eigene "Wikipedia".
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Das
Prinzip ist denkbar einfach:
Jeder kann mitmachen. Er muss nur einer Voraussetzung
zustimmen: Die veröffentlichten Informationen sind allen frei
zugänglich und dürfen von jedem anderen User verändert werden.
Technische Begabung ist nicht nötig: Einfach auf "Seite bearbeiten"
klicken. Der Rest sollte für jeden, der mit einem Textverarbeitungsprogramm
gearbeitet hat und weiß, was ein "Link" ist, kein Problem
sein.
Solche
Internetseiten, die ohne Anmeldung
online veränderbar sind, nennt man Wiki-Webs (auch Wikis
oder WikiWikis, von Hawaianisch "wiki" = schnell, daher
auch der Name Wikipedia). Natürlich hat man, da alle die
Seiten verändern können, keine Garantie für die Richtigkeit der
Informationen. In der Praxis aber zeigt sich, dass es viel besser
funktioniert, als man vielleicht denken würde: Schließlich können
inkorrekte Einträge ja auch sofort wieder verändert werden. Meist
scheint sich schnell jemand zu finden, der Fehler korrigiert.
Neben
dem "WikiWiki"-Prinzip
stellen sich die Initiatoren der Seite auch in die Tradition
der open-source-Bewegung: Deren Prinzip ist Software allen
Benutzern frei zur Verfügung zu stellen. Jeder darf sie nutzen
und auch eigene, veränderte Versionen erstellen. Einzige Bedingung
auch hier: Auch die neue Version muss wieder frei verfügbar gemacht
werden. Auf Basis dieses einfachen Prinzips entstanden komplexe
Software-Projekte, wie das freie Betriebssystem Linux
oder die freie Textverarbeitung OpenOffice.
Warum
sind derartige Projekte,
für die ja niemand Geld zahlt, eigentlich so erfolgreich?
Wie kann es sein, dass in unserer kommerzorientierten Welt unbezahlt
eine derartige Menge an Arbeit geleistet wird? Man könnte es
Netzwerk-Effekt nennen...
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